Am Sonntag hatte ich einen ganz besonderen Tag mit meinem Sohn – ich durfte immer wieder den Tag durch seine Augen sehen.
Es war kein Spiel, ich hatte zu tun und er half mir. Er tat Dinge, die für ihn völlig neu waren – ich konnte die Synapsen in seinem Kopf richtig wachsen hören.
Er wollte mir unbedingt helfen und von mir lernen.
Dabei fiel mir auf, wie sehr manches bei mir bereits Routine ist… Die kleinen Glücksmomente, die ich früher dabei hatte – wo waren sie? Es ist so selbstverständlich geworden, dass ich es kann.
Ich bemerkte, erst wenn ich einen „Fehler“ machte, war ich wieder im Jetzt. Und über mich verärgert.
Und so begann ich ihn zu beobachten. Wie er die Dinge anging. Was er als schön ansah. Was ihn zum Lachen brachte. Was ihn nervte – oder wann ich ihn nervte. Oder wann er gedankenverloren lächelte, während er mir half.
So hatte ich meine Tätigkeit schon lange nicht mehr wahrgenommen.
Ganz bewusst im Jetzt zu sein, hatte etwas Spannendes. Und dazu – speziell auf mein Kind bezogen – entstand eine:
(noch) kleine Liste kindlicher Stärken (persönlicher Erkenntnisse eines Tages):
- Unbefangen – ins Tun kommen. Er machte einfach mit, probierte aus und kam auf Lösungen. „Mama, es machte Spaß, meine Ideen in die Tat umzusetzen.“ …wenn ich so etwas mache, tut es mir auch gut, weil ich weniger grüble und mich von der Stelle bewege.
- Begeisterung – mir helfen zu dürfen, machte ihm richtig Spaß. Er spürte, dass ich seine Mitarbeit wertschätzte. Echte Hilfsbereitschaft – damit geben wir und bekommen etwas Kostbares zurück: Freude in uns. „Danke, dass ich heute dabei sein durfte. Es war so ein schöner Tag!“
- Ehrlichkeit – autsch Das kann für uns Große schon mal unangenehm sein. Ich wurde am Sonntag belehrt, geduldiger zu sein: „Mama, ich helfe dir hierbei schließlich das erste Mal! Du machst das ja schon dein Leben lang.“
- Selbstverwirklichung – eine Eigenschaft, die wir in unserem Alltag fast schon verlernt haben. Mein Junge hatte seine Ideen, Gedanken, Lösungen und verbesserte diese bereits im zweiten Anlauf. „Es machte mir total Spaß, mich zurecht zu finden.“
- Kreativität – solange wir sie nicht ausbremsen, sind Kinder unfassbar schöpferisch! „Schau mal, was ich hier aufgebaut habe.“
- Lachen – Tätigkeiten die mir an diesem Tag lästig waren, waren für ihn lustig. „Lampions platt drücken macht voll Laune.“
- Neugierde – was mir selbstverständlich war, war für mein Kind Neuland. Und da ich es erklären durfte, sah ich alte Handgriffe mit neuen Augen.
- Blick für Kleinigkeiten – er sah Dinge, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte… Es war schön, diese Momente mit ihm zu teilen.
- Im Augenblick leben – Kinder leben im Jetzt, ohne darüber nachzudenken. Ohne sich einzuschränken. Sie sind ganz präsent und genießen.
- Loben können – als ich fertig war, bekam ich ein dickes Lob von ihm. Und ich konnte es von ganzem Herzen zurück geben.
Ich bin so gerne Mama und bin sehr dankbar, was ich durch mein Kind lernen darf.
Was ich vergessen habe und nun wieder neu entdecken darf.
Meine Liste ist unvollständig – deswegen erweitert sie, mit all den wunderbaren Eigenschaften, die euch zu (euren) Kindern einfallen. Ihr dürft sie auch gerne teilen, dass ganz viele Menschen sie ergänzen.
Herzliche Grüße aus dem Allgäu
Text & Bildgestaltung ©Nicole Hečl
28. Juni 2016
Oh ist das eine schöne Geschichte die mich so richtig richtig glücklich macht…und gleichzeitig auch traurig da ich bei mir merke, dass ich sehr schnell und oft im „Jetzt“ bin und die grossen glänzenden Augen meiner beiden Kinder nicht jede Sekunde anschauen kann… Sie sind mein Odem und so leben sie auch…von mir geliebt und behütet, denn Sie zeigen mir Ihre Welt. Und wenn wir etwas um Garten machen, so sind Sie mit voller Begeisterung dabei und entdecken fast jede Minute etwas Neues, wo sie sich drüber freuen.
Sie sind das Wertvollste, was ich je in meinem Leben gesehen habe und bin glücklich, dass diese beiden wirklich lieben Engel, MICH als ihre Mutter auserwählt haben.
Danke dass du mich wieder dran erinnert hast. Meine Kinder sind 10 und 9. Wie alt ist dein Sohn?
Hoffe, öfters Mal von dir zu lesen ❤
Liebste Grüsse
Dana
Liebe Dana,
ich danke dir für deine lieben Worte. Es ist schön, wenn mein Erlebnis, dies bei dir ausgelöst hat und du die Verbindung zu deinen Kindern wieder so deutlich spürst. Auch ich bin dankbar, dass mein Sohn so ist, wie er ist. Und mir auch immer wieder ein Spiegel ist. Zu erkennen, dass wir von unseren Kindern lernen dürfen, ist etwas Großartiges.
Ich freue mich, dass du meinen Blog entdeckt hast und sende dir herzliche Grüße, Nicole
Hallo Nicole,
mir ist noch ein Punkt eingefallen 🙂
Nämlich Ausdauer. Wenn Kinder sich etwas in den Kopf gesetzt haben, versuchen sie es oft so lange, bis es endlich klappt. Das finde ich total bewundernswert. Wenn ich meinen Sohn zum Beispiel bei seinen ersten Gehversuchen anschaue. Noch fällt er immer wieder auf den Po aber er gibt nicht auf (Gott sei Dank – sonst wäre die Menschheit wohl auf allen Vieren unterwegs). Uns Großen passiert es oft, dass wir etwas Neues probieren und wenn wir es beim zweiten oder dritten Mal immer noch nicht geschafft haben geben wir auf, weil wir das „einfach nicht können“. Manches Mal nehme ich mir jetzt vor, wie mein Sohn es immer wieder zu versuchen. Von seinem Ehrgeiz kann ich mir manchmal echt ne Scheibe abschneiden 🙂
Ganz liebe Grüße an dich.
Vielen Dank liebe Marina,
das ist eine ganz wunderbare Ergänzung zu meiner begonnenen Liste.
Und ich ertappe mich auch, dass ich auch manchmal ca. beim dritten Mal meine, ich müsste schon alles können 😉
Wenn wir es zulassen, können wir von Kindern wirklich viel lernen.
Viele liebe Grüße auch an dich <3