Wenn ich mich mit Freunden unterhalte und sie erzählen mir aus ihrem Leben, dann fallen mir immer wieder diese Worte ein:

„Die Art, wie dich jemand behandelt, sagt aus, was für ein Mensch er ist, und nicht, was für ein Mensch du bist.“

Es gibt wunderbare Menschen, denen Unrecht getan wird, die das Herz am rechten Fleck haben. Man steht als Außenstehender da und kann es überhaupt nicht nachvollziehen. Es wird geurteilt, verurteilt, verletzt, beleidigt, niedergemacht – ob draußen oder online. Ich stelle immer wieder fest, dass sich Menschen online viel häufiger daneben benehmen und sich unhöflich verhalten. Hier denke ich mir oft: Was für eine Kinderstube!

Mein Papa hat immer gesagt: Sei freundlich, selbst zu jemandem, den du nicht magst. Damals verstand ich es noch nicht, aber heute lebe ich nach diesem Prinzip und achte darauf. Schon allein wegen der Resonanz: Was ich denke, wie ich handle, ziehe ich an.

Natürlich passiert es auch mir, dass ich mal keinen guten Tag habe und mich mein Gegenüber nervt. Wer schon mal mit mir im Auto gefahren ist, kann dies bestätigen. 😉

Wir leben in einer Zeit, in der wir alle lernen dürfen, Dinge nicht persönlich zu nehmen. Vielleicht lösen wir bei unserem Mitmenschen nur etwas aus, mit dem wir selbst nichts zu tun haben. Jeder hat seine eigene Geschichte und seine eigenen Kämpfe.

Vielleicht ist es eine Eigenschaft, die sie selbst nicht haben, aber gerne hätten? Sie sind deswegen wütend auf sich selbst und gar nicht auf dich.

Das entschuldigt natürlich nicht solch ein Verhalten, aber es lässt uns sanfter und mitfühlender werden, wenn wir das erkennen.

Oft spiegeln uns andere ihre ungelösten Themen wider, und es ist ein Geschenk, dies erkennen zu dürfen. In diesen Momenten darf ich gnädig sein, denn jeder von uns hat seine Schattenseiten, die er nur ungern ansieht. Es ist befreiend zu wissen, dass das Verhalten anderer oft mehr über sie aussagt als über uns.

Was könnten Lösungen im Umgang mit anderen sein?

Meiner Meinung nach ist es wichtig, sich selbst zu reflektieren. Sich die Frage zu stellen: Warum löst mein Gegenüber das in mir aus, was mich so aufstößt, unangenehm ist oder mich wütend oder traurig macht? Und hat es überhaupt etwas mit mir zu tun?

Wenn ich im Auto sitze und sogenannte „Gurken“ vor mir habe, die nicht blinken können oder viel zu langsam fahren, warum bleibe ich nicht einfach gelassen? Oft, weil ich viel zu spät losgefahren bin und meine zeitliche Planung zu knapp war.

Also liegt es nicht am Anderen, sondern an mir.

Es ist wichtig, sich die eigenen Muster oder Ängste anzusehen, zu heilen und dann hinter sich zu lassen. Je klarer wir uns selbst sehen, je mehr wir unseren eigenen Wert kennen und uns selbst lieben, desto besser gehen wir mit anderen Menschen um. Dies ist meine persönliche Erfahrung.

Ich bin stolz darauf, heute mit Menschen im Reinen zu sein, die mich sehr verletzt haben oder die ich sehr verletzt habe. Und ich freue mich über die Liebe, die ich diesen Menschen heute entgegenbringen kann. Etwas, das ich noch vor einem Jahr nicht für möglich gehalten hätte.

Also, was habe ich anders gemacht? Ich habe gelernt, bei mir zu bleiben und dadurch angemessen auf die Projektionen anderer zu reagieren. Es geht um Bewusstwerdung unserer selbst. Dies funktioniert durch Achtsamkeit mit uns selbst und Achtsamkeit mit unserer eigenen Geschichte.

Unsere Bewertungsmechanismen im Kopf sind bei einer achtsamen, gegenwärtigen Wahrnehmung weitgehend ausgeschaltet. Auch ich muss mir dies immer wieder bewusst machen und mich darüber freuen, wenn ich es wieder einmal geschafft habe.

Meine Freundin gab mir einen wertvollen Tipp, den ich euch nun weitergebe:

Belohnt euch, wenn ihr ein altes Verhalten abgelegt und in eurer Persönlichkeitsentwicklung Fortschritte gemacht habt.

Habt ein schönes Wochenende!
Herzliche Grüße aus dem Allgäu <3

Eure Nicole